Geschichte der Pfarrgemeinde St. Elisabeth

Die Kirche St. Elisabeth ist noch sehr jung und mit ihr die Gemeinde. Erst in den 30er Jahren, als man in Untereicken mit einem Boom an Neubauten für Familien rechnete, wurde die Kirche geweiht.

Die heilige Elisabeth als Namenspatronin der Kirche ist ebenso eine junge, vielleicht sogar 'moderne' Heilige. Aus ihrer Beziehung zu Jesus Christus heraus war es ihr besonders ein Anliegen, den armen, kranken und sterbenden Mitmenschen ihrer Zeit nahe zu sein und zur Seite zu stehen. Letztendlich gab sie ihre priviligierte Stellung und ihr Leben am königlichen Hof auf, um mit den Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen, zu leben.

Vielleicht schließt sich nun ein Kreis, wenn St. Elisabeth 75 Jahre nach der Weihe eine Grabeskirche wird und die Gemeinde den Kirchenraum öffnet, um von unseren Verstorbenen in einer würdigen Form Abschied zu nehmen und sie hier in einer Urnensteele beizusetzen. In der Entwicklung einer Trauerpastoral, die Menschen in ihrem Abschied von ihren verstorbenen Angehörigen begleitet und sie in ihrer Trauer nicht alleine lässt, liegt die zukünftige Herausforderung für St. Elisabeth.


Zum 800. Geburtstag:

Frühe Spuren der heiligen Elisabeth in Eicken

In Jahr 2007 feiern die Christen den 800. Geburtstag der hl. Elisabeth. Großartige Ausstellungen in Eisenach und Marburg zeichnen ihren Lebenslauf in allen Einzelheiten nach. Zahlreiche Events erinnern im ganzen Land an die karitativen Taten der berühmten Heiligen.

Auch wir in Eicken haben allen Grund an die hl. Elisabeth dankbar zu erinnern. Als Pfarrpatronin der Untereickener Elisabethkirche steht sie zahlreichen Gemeindemitgiedern sehr nahe.

Elisabeth versorgt kranke und arme Menschen.Ein Ideal, dem in Eicken schon sehr früh zahlreiche Menschen nachfolgten.

Im Jahre 1934 konsekrierte Weihbischof Dr. Sträter diese zweite kathoische Eickener Kirche.

Im folgenden Text soll zwei Fragen nachgegangen werden:

1) Gab es Spuren der hl. Elisabeth vor dem Bau der Kirche in Untereicken?

2) Seit wann stellten sich Menschen in Eicken in die Nachfolge der hl. Elisabeth?

In einer Chronik des ersten Pfarrers von St.Maria Rosenkranz, Johann Peter Schall, ist kurz und präzise für den 30.Juni 1898 folgender Eintrag nachzulesen:
»Gründung des Elisabethenvereins, 30 Mitglieder, Präsidentin Witwe Jos. Kruchen.« Dies ist die früheste Eintragung einer kirchlich geführten Personengruppe in der noch jungen Eickener Pfarre, die sich dem Wirken der hl. Elisabeth verpflichtet fühlte. Sie erhielt ihre bischöfliche Erlaubnis am 15. November 1898 und wurde mit diesem Datum in den »Verband der Vereine von der hl. Elisabeth für die Erzdiözese Köln« aufgenommen. Die geistliche Leitung übernahm Pfarrer Schall. Leider sind Quellen über den neu gegründeten Elisabethverein recht spärlich, dennoch verdienen sie es, erwähnt zu werden! Welchen Menschen nahm sich der Verein an? Dazu ist ein kurzer Blick auf die Veränderungen im Stadtteil Eicken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erforderlich.

Wie in der gesamten Stadt M.Gladbach vollzog sich auch hier eine rasante, nie gekannte Entwicklung. Vorreiter war die Textilindustrie, deren Fabriken wie Pilze rechts und links der Eickener Straße aus dem Boden schossen. Die bis dahin wenig beachtete, landwirtschaftlich geprägte Honschaft unterhalb des Gladbacher Hügels, entfaltete sich innerhalb weniger Jahrzehnte zum führenden Textilstandort. Mit den Fabriken kamen auch zahlreiche Arbeiter/-innen in den prosperierenden Stadtteil und ließen sich, häufig mit ihren Familien, hier nieder. Ein Beweis hierfür ist die schlagartig ansteigende Zahl der Katholiken, die in den siebziger Jahren des 19.Jahrhunderts den Bau einer eigenen Kirche erforderlich machte.

Mit dem Zuzug vieler neuer Bewohner kam aber auch die Zunahme von Not und Elend verarmter Arbeiterfamilien nach Eicken. Frühere Strukturen der Hilfe innerhalb eines Familienverbandes existierten kaum noch. Einen Anspruch auf staatliche Zuwendungen gab es zur damaligen Zeit nicht, die öffentliche städtische Armenhilfe steckte noch in den Kinderschuhen. Ihre Mittel waren vielfach völlig unzureichend. Karitative Einrichtungen fanden somit ein großes Betätigungsfeld.

In der Gladbacher Hauptpfarre konstituierte sich der erste Elisabethverein der Stadt schon zur Jahrhundertmitte. Er war auf mildtätige Spenden reicher Fabrikanten sowie Sammlungen angewiesen. In Eicken unterstützte bereits seit 1884 der Vinzenz-Verein zahlreiche hilfsbedürftige Personen und Familien.

Seit 1898 nahm sich auch hier ein Elisabethverein derer an, die trotz harter täglicher Arbeit, oftmals mit allen Familienmitgliedern, den eigenen Lebensunterhalt nicht bestreiten konnten. Im einzigen erhaltenen Jahresbericht, aus dem ersten Jahr seines Bestehens, wird in erschütternder Weise das Elend breiter Bevölkerungskreise deutlich. Ein besonderes Augenmerk legte der Verein offensichtlich auf die Menschen, die trotz erkennbarer Not, Hilfsangebote weitgehend ablehnten. Die Notwendigkeit der Unterstützung dieser Personen wird im Bericht besonders hervorgehoben. Folgendes Zitat soll dies verdeutlichen:
»Die dunkle Sphäre, in welche das Auge der öffentlichen Armenpflege nicht dringen kann, weil die Veschämtheit einer Familie einen dichten Schleier davorzieht, die Not, die sich oft unter scheinbarem Wohlstande deshalb verbirgt, weil Familien-Tradition und der Gedanke an frühere bessere Tage die gänzliche Verarmung unter keinem Preise offenbaren wollen: das ist das eigentliche Feld, auf dem die organisierte Caritas eines Elisabethen Vereins sich bethätigen muß«.

Die Mitglieder des Eickener Elisabethvereins, ausschließlich Frauen, übernahmen täglich anfallende Arbeiten in den bedürftigen Familien. Der Jahresbericht spricht von 35 aktiven Mitgliedern, die ständig nur für mittellose Kranke kochten. Darüber hinaus bestanden ihre Aufgaben im regelmäßigen Besuch der verarmten Personen, dem Organisieren und Durchführen von Geldsammlungen sowie dem Beschaffen und Herstellen von Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Vielen Menschen fehlten die einfachsten Dinge zum Überleben.

Insgesamt zahlte der Verein allein im Jahr 1899 offiziell die hohe Summe von fast 2.780 Mark aus für Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Betten, Arztbesuche, Medikamentenkosten usw.. Inoffiziell gaben die Vereinsmitglieder weitere Geldbeträge aus eigenen Mitteln, die nicht in der Ausgabenliste auftauchen.

Die Festlichkeiten zum 800. Geburtstag der hl. Elisabeth sollen uns somit auch daran erinnern, dass es in Eicken bereits Jahrzehnte vor dem Bau der Elisabethkirche eine religiös organisierte Gruppe von Frauen gab, die in schwieriger Zeit mit großem persönlichen Einsatz, durch praktische Hilfe an notleidende Menschen, für die Grundwerte der Humanität und Menschenwürde eintrat, so wie es die hl. Elisabeth im 13. Jahrhundert vorlebte.


Zur Eickener Pfarrgeschichte

14. Mai 1933: Grundsteinlegung der Kirche St. Elisabeth

In diesen Tagen, da in den Presseberichten oft von Kirchenschließungen, Fusionen von Gemeinden und Umwidmungen von Kirchen die Rede ist, soll erinnert werden an die Grundsteinlegung der Kirche St. Elisabeth. Mitte Mai jährt sich dieses Ereignis zum 75. Mal..

Zunächst in einer knappen Darstellung einige wichtige Stationen vor der Grundsteinlegung:

Bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gab es in Eicken mit St. Maria Rosenkranz nur eine katholische Kirche. Die Bewohner in Untereicken, und da sind in erster Linie die Kinder und Alten zu nennen, empfanden den Weg dorthin oft beschwerlich und mühsam. Eine Entlastung der Kirche war wegen der wachsenden Zahl katholischer Bürger in Eicken ebenfalls erforderlich. Alle Pfarrer von St. Maria Rosenkranz trugen sich daher mit dem Gedanken, ihren weiter entlegenen Pfarrkindern eine Filialkirche zu verschaffen.

Erste ernsthafte Bestrebungen gab es bereits unter Georg Christian Maria Rody, von 1915 bis 1925 Pfarrer in Eicken. Er gründete nach den Währungsturbulenzen als Folge des ersten Weltkrieges 1924 einen Kirchenbauverein, welcher jedoch ohne größere Wirkung blieb.

Dicht gedrängt folgten zahlreiche Eickener der feierlichen Zeremonie.

Neuen Schwung brachte der im Februar 1925 nach St. Maria Rosenkranz versetzte Franz Heinrich Hüpgens. Er war der dritte Eickener Pfarrer. Mit dem Erbe der Geschwister Kamper von der Künkelstraße stand ein solides finanzielles Fundament zur Verfügung. Nach langen Verhandlungen mit den Eigentümern und der Stadt Gladbach konnte das Grundstück Ecke Hohenzollern- / Bergstraße für den Bau der neuen Kirche erworben werden.

Am 9. Juli 1928 konstituierte sich im Gasthaus Bruno Eicker ein neuer Kirchenbauverein unter Vorsitz von Pfarrer Hüpgens, der die Planung des Gotteshauses in Untereicken nun tatkräftig vorantrieb. Vorrang hatte zunächst das Sammeln von Spenden. Die Bereitschaft der Bevölkerung zu Geldabgaben für den Kirchenneubau ist besonders hervorzuheben, denn die enorme Arbeitslosigkeit trieb zu Beginn der 30er Jahre immer mehr Menschen in die Armut.
Aus einem Wettbewerb für den Kirchenbau ging der Vorentwurf des Düsseldorfer Architekten Hermann Schagen als Sieger hervor. Die gesamte Bausumme sollte 210000 Mark nicht überschreiten.

Pfarrpatronin wurde Elisabeth von Thüringen, deren Todestag sich zum 700. Mal jährte.

Trotz des gewaltigen politischen Umschwungs in Deutschland erfolgte am 26. Februar 1933 der erste Spatenstich. Die Arbeiten gingen gut voran. Somit beschloss man, am 14. Mai feierlich den Grundstein zu legen.
Obwohl die Diözese Gladbach seit 1930 zum wiedergegründeten Bistum Aachen gehörte, war es für Pfarrer Hüpgens ein Herzenssanliegen, dass sein persönlicher Freund, Weihbischof Dr. Josef Hammels aus dem Erzbistum Köln, den Grundstein zur Kirche in Untereicken legte. Der Bischof von Aachen erteilte dazu seine Genehmigung.

Somit zog am 14. Mai nach der Maiandacht, von der Pfarrkirche St. Maria Rosenkranz aus, eine feierliche Prozession mit dem Weihbischof, zahlreichen Geistlichen, kirchlichen Vereinen, Bruderschaften, Kongregationen und den von Eickener Jugendlichen getragenen Grundstein durch die beflaggten Straßen zur festlich geschmückten Baustelle der neuen Kirche. Das Wetter war sehr wechselhaft, immer wieder gab es kräftige Regenschauern. Dennoch erwarteten mehrere hundert Menschen die Ankömmlinge. Die Westdeutsche Landeszeitung schrieb in ihrer Ausgabe vom 15.Mai 1933: »Der Kirchenchor sang auf dem von Gläubigen dicht gesäumten Prozessionsweg mehrere Hymnen unter Begleitung des Blasorchesters.«

Nach ihrer Ankunft begaben sich der Weihbischof und die Geistlichen, umgeben von zahlreichen Honoratioren, zu der Stelle, an der später der Altar stehen sollte. Dort weihte Dr. Hammels den Grundstein, der dann in die Apsis des Mittelchores eingesetzt wurde. Die Urkunde mit lateinischem Text wurde anschließend, in eine Kapsel verschlossen und in den Grundstein eingelassen. Musikalische Begleitung hierzu leistete der Kirchenchor mit der Motette »Potestas ejus« von Hartmann.

Der Weihbischof beendete die Feier mit einer Ansprache, in der er die Notwendigkeit zum Bau der neuen Kirche in Eicken hervorhob.

Feier zur Pfarrerhebung von St. Elisabeth

In der Pfarrchronik von St. Elisabeth ist das Jahr 1953 besonders hervorgehoben. Mit berechtigtem Stolz schreibt Karl Hülser, der damalige Chronist und Lehrer an der Schule in Untereicken: »1953 ist für die Gemeinde St. Elisabeth das ereignisreichste Jahr nach der Errichtung des Rektorates im Jahre 1934.«

Wie hatte sich in dieser Zeit das Personal der leitenden Geistlichkeit in der Eickener Seelsorge verändert?

Die Pfarre St. Maria Rosenkranz verlor im Jahre 1950 mit Hermann Joseph Lambertz ihren Pastor. Sein Nachfolger wurde der aus Waldniel stammende Werner Pfaffenholz. Im Eickener Rektorat St. Elisabeth trat nach dem Tod des hoch verehrten ersten Rektors Albert Dreesbach 1944 und dem Weggang von dessen Nachfolger Ernst Euskirchen, im Jahre 1948 mit Josef Uedelhoven bereits der dritte Pfarrrektor sein Amt an. Die schlimmsten Auswirkungen der direkten Nachkriegszeit waren überwunden. Somit ging man mit viel Elan und persönlichen Einsatz an das Projekt Pfarrerhebung von St. Elisabeth.

Pfarrer Uedelhoven

Bevor es jedoch zur ersehnten Ernennung kam, waren zahlreiche Verhandlungen mit dem Bistum und den Nachbargemeinden erforderlich. Besonders die Festlegung der neuen Pfarrgrenzen, von denen Neuwerk und Bettrath betroffen waren, bereitete Schwierigkeiten. Mit einer Urkunde vom Jahresbeginn 1953 ordnete schließlich das Generalvikariat die neuen Grenzen an. In den »Amtlichen M. Gladbacher Mitteilungen« vom 20. März 1953 veröffentlichte der damalige Oberstadtdirektor Dr. Fleuster die nun gültigen Einteilungen. Von großer Wichtigkeit für die Erhebung zur eigenständigen Gemeinde war die Regelung der Vermögensaufteilung mit der Mutterpfarre. Einen klärenden Beschluss fasste der Kirchenvorstand von St. Maria Rosenkranz in seiner Sitzung vom 23. März 1952. Am 20. Februar des Folgejahres war es endlich soweit: Der Aachener Bischof Johannes Joseph van der Velden stellte die Urkunde zur Pfarrerhebung des Rektorates St. Elisabeth aus. Gleichzeitig ernannte er den bisherigen Rektor Josef Uedelhoven zum ersten Pfarrer.

Die offizielle Feier zur Pfarrerhebung wurde in die Sommerzeit, und zwar auf Sonntag, den 12. Juli 1953, verlegt. Bereits seit Tagen waren die Bewohner im Umkreis des Kirchengebäudes damit beschäftigt, der Würde des Tages entsprechend, für Beflaggung und Häuserschmuck zu sorgen. Am Vorabend zur Feier brachte der Kirchenchor seinem Pfarrer vor dem angestrahlten Kirchturm ein Ständchen.

Mit einem feierlichen Hochamt begingen die Katholiken in Untereicken am darauf folgenden Vormittag um 10.30 Uhr im voll besetzten Gotteshaus das Fest zur Pfarrerhebung. Kurz vor 10:00 Uhr setzte sich der Festzug, zu dem auch Oberbürgermeister Dr. Finger gehörte, auf dem Vorplatz der Kirche in Bewegung. Am verschlossenen Eingang zum Gotteshaus übergab Dechant Pfaffenholz dem neuen Pfarrer von St. Elisabeth den Schlüssel zur Kirchentür.

Die Rheinische Post schrieb in ihrer Ausgabe vom 14. Juli 1953: »Unter den Klängen des Kirchenchores durchschritt die festlich gekleidete Schar die prächtig geschmückte Kirche. «

Im Innern vollzog der Dechant die Installierung des Pfarrers Uedelhoven. Auch zu dieser feierlichen Handlung sei noch einmal die Rheinische Post zitiert:
»Dechant Pfaffenholz überreichte die Tabernakelschlüssel und geleitete ihn zum Beichtstuhl und zum Taufbecken als den wichtigsten Stätten seines priesterlichen Wirkens.«

Nach diesem Akt von hoher Symbolkraft verlas der Pfarrer von St. Maria Rosenkranz die Ernennungsurkunde des Bischofs vom 20. Februar und entließ damit die Untereickener Gemeinde in die Selbständigkeit. Danach zelebrierte Pfarrer Uedelhoven, assistiert von Dechant Pfaffenholz, das Hochamt. Die Festpredigt hielt Pfarrer Rindermann, der von 1935 bis 1939, also in den Frühzeiten des damaligen Rektorates, Kaplan an St. Elisabeth war. Die kirchlichen Feiern zum Tag der Pfarrerhebung waren damit damit noch nicht abgeschlossen. Eine kirchenmusikalische Feierstunde zog am Nachmittag ebenfalls zahlreiche Besucher in das Gotteshaus an der Hohenzollernstraße. In den Abendstunden beendete eine Dankandacht die Feierlichkeiten dieses erinnerungswürdigen Tages.